Alpenziegentour 2017

Galicien (Spanien)

 

Die Alpenziegen “grasen” wieder. Diese Nachricht erfreute nicht nur die halbe Welt und insbesondere das Galicien in Nordwestspanien, sondern auch die diesmaligen Teilnehmer der Alpenziegentour 2017 das waren Miguel Albrecht, ganz kurz und äußerst bündig “DON”, dem Hans Hatos kurz “Hannes”, dem Jürgen Müller kurz “G´stauchter”, dem Dr. Wolfram Riedel kurz “Wolle” und dem Ullrich Schober kurz “Ulli” genannt.

Bereits 2010 hatten die Ursprungs-Alpenziegen “Wiggi” (leider 2015 verstorben), Miguel (DON) und Jürgen (G´stauchter) die “Tour Galicien”, ohne “Ulli” der damals den RAAM fuhr, per Rad und damals ohne (!!) Begleitauto, absolviert.

Die diesmalige Alpenziegentour stand daher ganz im Gedenken an Wiggi. An sehr vielen Stationen gab es schöne manchmal traurige aber vor allem auch lustige Erinnerungen an unseren unvergessenen Wiggerl dem “ARMEN”.

Am Mittwoch 6.9. trafen wir uns, anreisend aus Lanzarote, Deutschland und Österreich in Santiago de Compostela. “Wolle” hatte die Aufgabe übernommen ein geeignetes Lastenfahrzeug zu organisieren was ihm hervorragend gelang hatten wir doch jeder unsere Rennräder (samt Radkoffer) dabei und die gehörten ja auch samt uns vom Flughafen zum Hotel transportiert und des weiteren die nächsten 10 Tage die gesamte Alpenziegenherde.

Da “Wolle” als erster in Santiago de Compostela einlangte “durfte” er nicht nur das Leihauto besorgen sondern konnte sein Juwel, das  “BASSO”, bereits tagsüber im Hotel zusammenbauen. Wir vier unsere Räder aber erst am nächsten Tag frühzeitig da uns am Ankunftsabend das Zentrum von Santiago de Compostela wichtiger war. Also kurz frisch gemacht und per Taxi in die touristisch überflutete Innenstadt. Ein kleines typisches Lokal wurde sogleich entdeckt und so war der vorhergehende (Mini) Stadtbummel gleich erledigt da der Hunger doch schon sehr plagte. Obwohl Ziegen eigentlich Wiederkäuer sind, aber dennoch keine Reserven aufweisen konnten, wurde die Lokalküche ganz einfach mit den Bestellwünschen unseres “DON” konfrontiert. Es gibt halt bei ihm keine Einzelbestellung der Speisen sondern, quasi als Vorgeschmack des für die nächsten 10 Tage zu erwartenden, eine Sammelbestellung aller jener Dinge die das kulinarisch bestens aufgestellte Galicien zu bieten hat. Fisch, Meeresfrüchte wie Miesmuscheln, Enten- und Jakobsmuscheln, Shrimps (Gambas)  ja sogar Babyaale, jede Menge Tapas, Steaks sowie Vorspeis und Nachspeis begleiteten 10 Tage unseren gemeinschaftlichen  Weg. Der Vielzahl an Speisen ist zu verdanken dass sogar unser eher heikle “Hannes” immer das entsprechende Futter fand. Na ja, wirklich abgenommen hat wohl keiner bei dieser Tour.

Da es ohne “Absacker” nach der Völlerei ja nicht abgehen kann, wurde unser Chefermittler “Wolle” beauftragt, ein entsprechendes Lokal zu akquirieren was ihm auch, wie fast immer, bestens gelang. Vorher aber noch einen nächtlichen ganz kurzen Spaziergang zur Kathedrale deren Vorplatz menschenleer leer. Kein Wunder bei der sehr späten Stunde.

Mit dem Taxi ins Hotel zurück, bezogen wir unsere Zimmer um gut ausgeschlafen und bei gutem Frühstück, unserem ersten Radtag  entgegen zu sehen.

 

Donnerstag 7.9.2017 Santiago de Compostela - Lugo

(111 Km/2060 HM )

Nach dem Frühstück zusammenbauen der restlichen Räder wobei “Wolle” dem “Hannes” fachkundig beiseite stand. Alle 5 Radkoffer konnten wir in der Hotelgarage bis zum Ende der Tour deponieren da diese klobigen Dinger natürlich nicht in unser Begleitfahrzeug - das am ersten Tag vom “DON” höchstpersönlich pilotiert wurde -  gepasst hätten.

Nach einem vom “DON” kalkulierten (wie könnte es auch anders sein)  “Schlachtplan” wurden 5 Räder, 5 Taschen (2 von uns verwechselten Tasche mit Koffer!!), 5 pers. Sackerln gefüllt mit Regenschutz und Vitaminbomberln im erlaubten Rahmen und eben, na ja und uns den 5 Alpenziegen das Auto voll angefüllt. “Wolle” beäugte diesen Vorgang besonders kritisch dachte er doch tatsächlich, dass sein neues Basso aus Porzellan besteht und mit Seidenhandschuhen angefasst werden sollte.

Damit wir dem starken Stadtverkehr entgehen, führte uns “DON” ca. 5 Km aus der Stadt heraus, öffnete dann das “Gatter” und entließ uns erstmals auf Galiciens Weiden.

Beglückt ging es bergauf, bergab. Riesige Wälder, grüne Wiesen, bearbeitete Felder mit flachen Steinplatten als Begrenzungszaun und kleine verträumte Dörfer säumten unseren Weg.

Das Wetter hatte es gut gemeint die Sonne schien, wenig Wind also ging es flott dahin. “DON” war glücklich hinter dem Volant und fuhr vor lauter Freude einmal vorweg dann seitlich dann hintennach und gab uns wieder einmal das Gefühl eine verschworene gut aufgehobene “Herde” zu sein. Er würde eigentlich auch als Hirtenhund eine gute Figur machen.

Auch dass “Wolle” einen Defekt hatte, brachte ihn nicht aus der Ruhe wurde der Schaden doch sogleich behoben. Aber als dann der “G`stauchte” einen Platten hatte, voller Stolz und Zuversicht sein Werkzeugtascherl öffnete und seinen Reserveschlauch herauszog, schauten alle ein bisschen verdutzt hatte er doch einen Mountainbikeschlauch eingepackt. Na ja besser als bei der Galicientour 2010 denn da hatte er seine Halterung für seinen kleinen Radkoffer (Melone) vergessen und musste sein Gepäck Huckepack transportieren. Also diesmal das kleinere Übel hatte doch Miguel sofort den richtigen Schlauch zur Hand. Unterwegs kamen uns einige Jakobsweg Radfahrer entgegen die als Zeichen ihrer “Büßertour” kleine Fähnchen mit der Jakobsmuschel an ihren Rädern befestigt hatten. So kurz vor ihrem Ziel konnten wir ein gequältes aber doch erlösenden Keuchen der teils unsportlichen Pilger vernehmen, es sei ihnen vergönnt.

In Miguel und Hansi  erweckten die Pilger, ob per Rad zu Fuss oder auch per Esel träumerische Erinnerungen hatten sie doch den Jakobsweg 2015 gemeinsam bezwungen. Viele Orte die sie damals “ansteuerten” waren auch Ziel der von unserem “DON” hervorragend organisierten Alpenziegentour 2017.

Schon am ersten Tag unserer Tour erlebten wir was es bedeutet, in Galicien unterwegs zu sein. Sehr bergiges welliges Terrain, stark bewaldet, wunderschöne Dörfer, viele “Hóerros” das sind Speicher auf Stelzen (wegen der Nagetiere) für Getreide und Mais. Am Giebel ein Kreuz und ein pyramidenförmiges Zeichen (Fica) was auf eine keltische Vergangenheit schließen lässt. Und das Kreuz, erklärte uns “DON”, ist der Hinweis dass die Kirche das Gebäude finanzierte und damit Mieterlöse erwirtschaftete. Ein schönes Geschäft gibt es doch in Galicien immerhin an die 30.000 davon.

In Vila de Cruces machten wir erstmals Rast um u.a. das köstliche galizische Estrella Bier zu verkosten und einmal kräftig durchzuschnaufen.

Mittlerweile wurde es immer wärmer und “Hannes” immer aufgeregter hatten wir doch schon auf 70 Km 1700 Höhenmeter in den Beinen. So kam es dass “Hannes” an der Kreuzung “Palas de Rei” erschöpft zu “DON” ins Auto stieg um uns dann in Lugo, nach einem langen Anstieg in der Stadt, den Weg per Lotsendienst zum Hotel zu zeigen.

“Wolle” der schon seit längerem alleine und in einem etwas anderen Tempo als der Rest den Asphalt “niederpegelte”, fand im Alleingang das Hotel natürlich nicht und kam entsprechend später, auf telefonischen Anweisungen von “DON”, im Hotel an.

“DON” hatte wieder einmal ein Hotel Nähe Zentrum gebucht. So hatten wir es nach unserem “frisch” machen nicht weit zu Fuß ins, von mächtigen Stadtmauern umgebene, Stadtzentrum.

Ohne lange Restaurants zu “testen” stürmten wir voller Hunger gleich ins erstbeste Restaurant um im oberen Bereich Platz zu nehmen und die mächtige Speisekarte zu studieren. Da die Preise aber noch mächtiger waren, “flüchteten” wir gleich wieder von diesem Ort um 100 Meter weiter ein typisches galizisches Restaurant zu finden mit moderaten Preisen und herrlichen Speisen, gutem Bier und noch besseren Vino Blanco.

Nachher, obwohl der “G´stauchte” schon etwas unruhig wurde und “DON” ihn freundschaftlich an seine Herdengemeinschaft erinnern musste, ging es noch zum absacken in die nebenan liegende Bar um noch a bisserl “nachzutanken”. Der Sprachfehler von “Ulli” beim filmen, er interwievte den “G´stauchten” über seine Tageseindrücke, war nicht mehr vom Film zu löschen und war dem wohl zu gutem Bierkonsum zuzuschreiben…..

Beglückt beendeten wir dennoch oder gerade deswegen, unseren ersten Tag und warteten gespannt was uns “DON” am nächsten Tag bescheren wird, bzw. welche Weide wir abgrasen dürfen.

 

Freitag 8.9.2017 Lugo - La Coruna (75 Km/865 HM)

Heute der große Tag für “Hannes” und “DON”. Hannes im Auto, DON auf der “Weide”.

Der Ablauf so wie am ersten Tag, nur diesmal “DON” im flammenden Lanzarotebiketrikot. Also so was von massgeschneidert. Jede Körperfalte genauestens angepasst es war eine Freude diesen fast 2 Meter großen Sportblock zu begutachten. Am Berg eine Wucht der seinesgleichen sucht. Geschmeidig bei der Abfahrt und auf der Geraden so schnell dass man hinter ihm die Gegend in Ruhe betrachten konnte. Zum Beispiel auch die fleißigen Pilger die neben der Hauptstrasse ihrem Ziel am “Camino de Santiago” entgegen gingen. Das Windschattenfahren hinter “DON” gerät zum Sog den man, sollte es a bisserl langsamer werden, entgehen kann in dem man halt auch die Führungsarbeit übernimmt.

Und wenn dann gar nichts mehr geht, macht man halt zwischendurch Rast wie z.B. in Sobrada da reichte es auch neben der Hauptstrasse am Gehsteig zu pausieren um die wärmenden Sonnenstrahlen zu geniessen.

Aus Sobrada raus ging es bei gutem Wetter weiter Richtung La Coruña.

Trotz guter Strassen  fand “Don” doch 2 Möglichkeiten je einen Platten zu haben.

Nach dem 2. gab er genervt auf und verpasste so die “geile Abfahrt vor Coruña

Eine gemütliche Kneipe am Strassenrand war dann ein schönes Ende für diesen Tag , “Dons” Radpremiere in der Saison 2017 (!)

In La Coruna eingelangt, empfängt uns die direkt am Atlantik gelegene Hauptstadt der autonomen Region Galicien. Der lange Strand, der große Hafen sowie die angesiedelten Dienstleistungsbetriebe (z.B. Banken) bildet den Hauptbestandteil der wirtschaftlich reichsten Stadt Galiciens. In La Coruna beginnt auch der Jakobsweg im Westen Galiciens sind doch von dort schon vor Jahrhunderten die Pilger aus Großbritannien auf den Weg nach Santiago de Compostela per Schiff gelandet.

Das kleine Hotel ist schnell gefunden, die Räder über eine schmale Stiege in Sicherheit gebracht, geduscht und dann ab mit dem Taxi in das Zentrum auf der Suche nach einem geeigneten Lokal um unseren mächtigen Hunger zu stillen. “Hannes” und “Ulli” nahmen vorher noch einen “Aperitif” vor dem Hotel in einer urigen kleinen Kneipe und genossen dort die Galicische Spezialität den Orujo, einen Tresterbrand zwischen 37 und 50 Volumenprozent. Der in der kleinen Kneipe muss doppelt gebrannt worden sein denn der hatte mindestens 70% und schoss wie eine Rakete in die noch leeren Mägen ein.

Ein sehr gutes Restaurant wurde per Taxi schnell gefunden. Hier gab es Langusten, Steaks und die kleinen Babyaale die wie Glasnudeln ausschauten und einen Preis haben der jenseits von Gut und Böse erschien. “Wolle” unser kulinarischer Guide und  unser  “G´stauchte” hatten keine Hemmungen und bestellten alles was das Meer hergab . Danke Jürgen für das bezahlen der wohl teuersten Rechnung aller 10 Tage. (es kam täglich eine andere Ziege dran die abendliche “Futterstelle” zu bezahlen)

Es war anschliessend auch unserem Nebenschauplatzguide “Wolle” zu verdanken dass die Hälfte der Herde noch einen Absacker in einer Stranddiskothek einnehmen wollten aber letztendlich doch nicht zu uns nahmen, da das vorwiegend junge Publikum uns so blöd taxierte dass wir dem geordneten Heimzug, mehr oder weniger frustriert, in unser gegenüberliegendes Hotel dem Vorrang gaben.

Merke: Ältere Alpenziegen sollten immer auf ihren Weiden grasen…...

Am nächsten Tag ein Blick aus dem Fenster und La Coruna wurde seinem Ruf gerecht die nasseste Stadt Galiciens zu sein. Nieselregen der offenbar in der Nacht Starkregen war, denn die vermeintlich sicher untergebrachten Räder im Hinterhof waren pitschnass geworden da oberhalb nur eine lockere Plane gespannt war.

 

Samstag 9.9.2017 La Coruna - Finisterre (104 Km/1550 HM)

Nach einem eher spartanischen aber doch gutem Frühstück verstauten wir die Räder bei leichtem Nieseln im Auto, begann doch unsere Tour ausserhalb der vom morgendlichen Frühverkehr überlasteten Stadt.

“DON” war wieder unser Begleitfahrer und zeigte uns vorerst einmal jenen Straßenverlauf der bei der Tour 2010 ebenfalls gewählt wurde (Erinnerungen wurden wach) und dann nach einigen Kilometern die Schönheiten der Küste. Unter anderem auch ein schönes Hafendorf namens Porto de Caion zu dem wir einige Kehren bergab zum Hafen fahren mussten. Die aufkommenden Regenwolken gaben ihren Namen alle Ehre und es begann tatsächlich wieder zu regnen. Nach einiger Zeit im sicheren Unterschlupf einer Hafenbar und Genuss des vor allem von “Wolle” so beliebten Cortado (ähnlich Capuccino aber mit weniger Milch) hörte es zu regnen auf und wir konnten somit unsere Reise fortsetzen.

In Carballo blieben wir abrupt stehen und hörten einer mobilen Straßenband zu die vor allem an Wochenenden mit ihren Musikinstrumenten, teils auf Radkarren montiert, von Lokal zu Lokal ziehen und sich offenbar ihr Geld damit verdienen.Das erlebten wir schon auf unserer Alpenziegentour 2014 (Nordspanien ab Madrid) und war damals wie auch diesmal sehr ansteckend. Diese unbeschwerte, fröhliche Musik musste “Ulli” unbedingt filmen und fotografieren bevor es Richtung Finisterre dem sogenannten Ende der Welt weiter ging. Unterwegs hielten wir noch in dem kleinen wunderbar verträumten Urlaubsort Laxe um windgeschützt und sonnig, herrliche Tapas zu uns zu nehmen. Das Estrella schmeckte hier, in schönen edlen Gläsern serviert, wieder einmal hervorragend.  

Von Laxe aus ging es für alle im Auto dann noch weiter Richtung Muxia ,auch einem Ort mit Erinnerungsfaktor. Dort “boxte der Papst” Fiesta , die kleine Stadt im Ausnahmezustand. Da sollte unsere Übernachtung sein, aber Don hat noch schnell umbuchen können.

Nachmittags in Finisterre angelangt, bezogen wir das etwas außerhalb befindliche Hotel. Flugs fertig gemacht und noch vor dem Abendessen per Auto zum “Ende der Welt” ein etwa 140 Meter hoch gelegener Felsvorsprung. Warum Ende der Welt? Die Pilger pilgern traditionell meistens von Ost nach West nach Santiago de Compostella dem Grab des heiligen Jakobus. Jene Pilger die wirklich etwas auf sich hielten, bzw.noch heiliger sein wollen, gingen die 90 Km weiter um in Finisterre am Atlantik sich eine Jakobsmuschel aus dem Meer zu holen und darüber hinaus ein Kleidungsstück zu verbrennen als Zeichen der gelungenen “Erneuerung”. Also jedem das seine…

Jedenfalls strahlte für uns dieser Ort oben im Fels, doch eine gewisse Mystik aus die wir auch gleich in der “Ende der Welt Bar” (kleines Lokal) bei der von Miguel geschmissenen Runde so richtig geniessen konnten. “Ulli” schoss noch neben vielen anderen Touristen, die Pilger darunter erkannte man an den verklärten Gesichtern, Fotos vom schönen Sonnenuntergang. Der Hunger war schon mächtig und so fuhren wir die 3 Km in den Ort Finisterre zurück um im schnuckeligen Hafen eine Weidestelle zu finden um die bereits knurrenden Mägen zu befrieden.

Nach Begutachtung von 3 Restaurants die unserer würdig erschienen, hatte unser kulinarische Chefguide “Wolle” ein direkt am Hafen gelegenes Lokal mit schöner Terrasse gefunden. Dort übernahm “DON” die Aufgabe der Bestellung von Speisen dass sich wieder einmal die Tischbeine bogen.

Ein beeindruckender Tag hatte nun am “Ende der Welt” auch für uns sein Ende gefunden.

 

Sonntag 10.9.2017 Finisterre - Noia (58 Km/900 HM)

Heute wieder einmal ein hervorragendes Frühstück bevor es auf die eher kurze Etappe nach Noia ging.

Diesmal war der “G´stauchte” als Fahrer des Begleitfahrzeuges dran. Der Vormittag war angenehm warm und windstill. “Wiggerl” der heute seinen 70er gefeiert hätte, hatte uns offenbar mit bestem Wetter von “oben” grüßen lassen.

Zu Ehren von Wiggerl hatten wir alle das blaugelbe Lanzarotebike Trikot an. “Hannes” trägt das ehemals von Wiggerl getragene Trikot, quasi ein Erbstück.

Also wirklich alles im Gedenken an die unmöglichste, trotzigste, beleidigste, launigste, hilfsbereiteste und LIEBEVOLLSTE  Alpenziege, die es jemals gab!!

Nach wenigen Kilometern noch einmal ein schöner Ausblick zurück zum westlichsten Punkt Europas aus spanischer Sicht, denn die Portugiesen behaupten dass von ihrem westlichsten Punkt “ Cabo da Roca” genauso und ist, lt. Wikipedia, auch richtig. Sei es drum wir waren am westlichsten Punkt und Basta…

Flott ging es unter der fürsorglichen “Bewachung” des “G´stauchten 20 km nach O Pindo zu einem See der Kraftwerksmäss genutzt wird. Aus großer Höhe stürzt Wasser über Rohre in den See wobei entsprechende Energie erzeugt wird.

Offenbar beim Bau dieses kleinen Kraftwerkes entstand eine Strasse mit 30% (!) Steigung die für unseren “Wolle” Herausforderung genug waren, diese ungeheuerliche Steigung zu bezwingen. Wir warteten am Ausgangspunkt auf “Wolle” mussten aber nicht lange warten denn er kam rasch wieder zurück. Rasch deshalb weil er in Rekordzeit auch diese Herausforderung meistern konnte.

Wir feierten dieses und vor allem Wiggerls Geburtstag in einer kleinen Gartenkneipe vor Ort und ließen wieder einmal den “Armen” hochleben in dem wir gedanklich mit ihm und uns auf seinen Geburtstag anstossen.

Weiter auf die Räder!  Zwischenzeitlich begegneten wir noch einen Pilger mit einem Esel der, praktisch genug, das Gepäck seines Besitzers am Rücken trug .Wir fuhren weiter, es ging doch Richtung Noia . Aber nicht lange, denn in der nächsten Ortschaft Muros lockte uns ein am Meer gelegene Bar , Marisqueria O Caldeiron,  die so schnuckelig lag, dass man sie einfach auf eine Kleinigkeit zum Essen besuchen musste. Gesagt getan. Der ausgewählte Tisch mit herrlichem Blick auf den Atlantik und Muros, war eigentlich für eine Gesellschaft zum Paella Essen reserviert. Der Chef dachte, dass wir es sind die da reserviert hatten und schwärmte uns von seiner Paella derart vor, dass unsere Mägen schon jubelten. Natürlich nahmen wir nichts wissend das Angebot an. Bevor aber die Paella in unsere Mägen verschwand, bemerkte der Chef seinen Irrtum und verwies uns zu einem Nebentisch. Wir malten uns aus was die Gesellschaft, die auch mittlerweile einlangte, ihm gesagt hätte wenn die gute Paella in unsere Mägen verschwunden wäre. Derart aufgestachelt betätigte sich “DON” quasi als “Troubadour a la Carta” und bestellte reihauf und reihab was Speisekarte und Restaurant hergab. Die Folge war dass wir wieder einmal mit vollem Magen unsere Weiterfahrt beginnen mussten und keine Chance da war, die angefressenen Kilo der Vortage wieder los zu werden.Da die schwarzen nahenden Wolken schlimmeres befürchten ließen, füllten wir (vorzeitig) das Auto mit Rädern und unseren Leibern und fuhren bei leichtem Niesel die paar Kilometer nach Noia und kamen fröhlich und frei in Noia im kleinen zentrumnahen Hotel an.

Ein Spaziergang nach der sanitären Pflege ins Zentrum vor dem Abendessen, das wir diesmal im Hotel einnahmen, beendete diesen kilometermässig kurzen, aber dafür umso interessanteren Tag 4 unserer Reise.            

 

Montag 11.92017 Noia - Combarro (105 Km/1200 HM)

Heute “Ulli” der Autofahrer und “DON” wieder im flammenden Lanzarotebike

Trikot. Von Beginn an machte er die Pace und wir alle hinter ihm. “Ulli” nahm dieses fulminante Ereignis mit seinem Handy für die Nachwelt auf. Sollte wer an Beweisfotos Interesse haben, für 10 Kg “Extrastroh” gibt er diese gerne her.

Von Noia aus ging es in Richtung Riano as Cortes und Vilagarcia de Arosa, wo wir im Ortskern eine längere Pause einlegten. “Wolle” wollte dort bleiben… aber er wusste ja nicht was ihn noch erwartete. Auf gings nach Cambados, vorbei an Orujo Schnaps Brennereien nach “O Grove Isla La Toja”. Ein MUSS für jeden Galicia Neuling.

“DON” und seinem Pilgerbruder “Hannes” reichte es nach 75 Km und 900 Höhenmetern und stiegen zu Ulli ins Auto. Der “G´stauchte” und “Wolle” hielten durch und fuhren brav die restlichen Kilometer bis zum Schluß. Dass dabei Jürgen an seine Grenze gehen musste war vorprogrammiert.Kurz vor erreichen des kleinen Fischerdorf Combarro machten wir einen Stop ,um den schönen Strand von oben zu sehen.“Don” und der “G´stauchte” erzählten noch schnell die Anekdote von “Wiggerl” aus 2010 wo er, völlig erschöpft, vom Rad geradezu fiel und sich an diesem Strand mit vollem Gewand und allen Blicken unter die Stranddusche stellte. Ja wenn er “g´schossn” war da war ihm alles egal….

Abends dass Abendessen in der Ortschaft im uralten Kern war wieder das schon gewohnte Erlebnis und die Anstrengung des Tages wert.

 

Dienstag 12.9.2017 Combarro - Ourense (80 Km/1100 HM)

Am Morgen das Wetter wie das Frühstück im Hotel. Alles ziemlich triste. Daher bei Regen einmal alle ins Auto rein zu “DON”  um nach ca. 30 Kilometern, bei etwas besseren Verhältnissen, aus dem Auto zu klettern. “Hannes” blieb einmal vorsichtshalber im Auto sitzen man weiß ja nie…

Als hätte er es gewusst, denn das Terrain sehr hügelig aber schöne breite Straßen.

Zwangspause musste in der Ortschaft Avion / Bar Avion eingeschoben werden da “Ulli” vorher just bei einer Bergabfahrt einen Platten hatte und die erzwungene Rast mit einer Freirunde “entschuldigte”.

Am Weg nach Ourense gab es noch ein “Freiwildrennen” überholte uns doch ein Top Mädchen am Rennradl was natürlich für “Wolle” die Herausforderung war sich mit ihr zu matchen.

Na und der “G´stauchte” war natürlich nicht zu halten mobilisierte seine Kräfte und den beiden nach mit fliegenden Fahnen. Aber statt der Fahne hätte er ein Segel gebraucht und so konnte er den beiden aus weiter Ferne nur “nachschnüffeln”. Ja ja, der Ehrgeiz is a Hund…..

In Ourense eingelangt “verloren” wir kurz den Autoanschluss aber “Ulli” hatte sich doch den Namen des Hotels gemerkt den ihm “DON” kurz aus dem Wagen zurief und so konnte der “G´stauchte” jenes durchführen was er besonders gut kann, nämlich zielgerecht vom Handy aus navigieren. Vor dem Abendessen in der Altstadt noch einen Bummel zur sehenswerten alten und (sehr kontrastreich) neuen Brücke, die sich über den Fluss spannten. Die Altstadt war von jungen Leuten nahezu überschwemmt. Offenbar Ourense eine Studentenstadt.

Wir sind doch recht lang umhergeirrt bis wir letztlich ein angenehmes Restaurant gefunden haben. “Wolle”, “Hannes” und “Don” machten danach noch ein paar extra Runden, aber wie gesagt, es war zwar eine schöne “Alt” -  Stadt aber alles andere “JUNG”! Ja, ja wir fühlten es!!!! Daher ab ins Bett, morgen wartet die Köngsetappe auf uns.

 

Mittwoch 13.9.2017 Ourense - Villalfranca (134 Km/2200 HM)

“DON” brachte uns etwas ausserhalb der Stadt um dem Morgentrubel zu entgehen und hatte für heute etwas besonderes geplant. Las Medúlas berühmt geworden durch den Abbau von Gold durch die Römer. Fast 2 Jahrhunderte haben die Römer in den roten Lehmbergen durch komplizierte Tunnelbauten, Galerien und gestautem Wasser, 800 (!) Tonnen Gold abgebaut. Die einzigartige Zerklüftung dieses an das Gebiet Leon angrenzende Massiv wurde auch zum Weltkulturerbe ernannt.

Doch vorher mussten noch ein paar Kilometer zurückgelegt werden. “Don” hatte wieder einmal einen guten Riecher und blieb den ganzen Tag im Auto statt zu “weiden”. Es gab doch eine Menge an Höhenmetern zu bewältigen. “Hannes” ging voll aus sich heraus und bezwang die atemberaubende Landschaft bei Temperaturen bis 36 Grad, im hervorragenden Stil. Der “G´stauchte” war ein bisschen vom Vortag geschlaucht und ging es eher moderater an. “Wolle” trainierte schon wieder fleissig für den Ötztaler 2018 denn da will er, in seiner erhöhten AK, unbedingt am Stockerl stehen.

Im malerischen Dörfchen A Pobra de Trives  erholten wir uns ausreichend bei Tapas und  Estrella um dann in Salas Ribera an einer Straßenkneipe den Tag zumindest Radfahrmässig ausklingen zu lassen. “Wolle” auch? Natürlich nicht, denn er musste noch schnell die einige Kilometer entfernten ehemaligen Goldminen per Rad erklimmen. Wie beschrieben, der Ötztaler ruft….

“DON” wollte seinen Freund Antonio noch aus den heissen Ironman Tagen Lanzarotes und jetzt Bürgermeister dieser Ortschaft aufsuchen, aber er war vorerst nicht aufzufinden daher kehrte er zu uns dreien in die Kneipe zurück.

Kurz darauf kam auch “Wolle” der seinen Erkundungsausflug beendet hatte.

Dann alle ins Auto und rauf auf die Goldminen die wir bei herrlichem Wetter und damit besten Fotografiermöglichkeiten besuchten.

Gigantischer Ausblick, gigantische Eindrücke. Danke “DON”.

Am Weg nach Villafranca begegneten wir immer wieder vielen fleißigen Pilgern die ihrem Endziel schon sehr nahe waren.

Das Hotel in Villafranca war exakt jenes, in dem unsere 2 Jakobsweg Pilger aus 2015 nächtigten und war neben vielen einfachen Herbergen das feinste im Ort. Schnell frisch gemacht denn es erwartete uns in einem Restaurant bereits Antonio aus Salas Ribera der es sich nicht nahm mit seiner Frau uns zu besuchen. Es war ein unbeschwerter fröhlicher Abend den wir hier erlebten. Alte Erinnerungen und Anekdoten der beiden frischten den Abend so richtig auf. Antonio hatte auch eine große Kiste mit Äpfeln, Birnen und Tomaten mitgebracht die wir unbedingt mitnehmen mussten, obwohl der Platz im Auto sehr eng bemessen war. Keiner traute sich aber zu widersprechen.

Vor dem Hotel nahmen wir nach der Verabschiedung noch einen Absacker plus der sehr leckeren Tomaten zu uns und ließen den schönen Tag wunderbar und in voller Eintracht ausklingen.  

 

Donnerstag 14.9. Villafranca - Santiago de Compostella ( 76 Km/ 1250 HM)

 (Ende der Radtour in Sarria)

“Wolle” wollte und sollte, an diesem Tag das Auto übernehmen. “Ulli” bot sich dennoch an und das Angebot wurde von “Wolle” dankend angenommen. Wohlweislich schlüpfte “Ulli” aber gleich ins Radgewand denn man kann ja nach immerhin an die bisherigen 700 Km erwarten, dass der eine oder andere ins Auto klettern will. Was auch geschah, denn Hansi und Miguel  nahmen das Angebot nach zurückgelegten Tages Radkilometern ankennend an.

Nach 35 Km Aufstieg und bis auf 1300 Höhe angelangt wurde das Terrain etwas “ruhiger” und “Hannes” löste “Ulli” im Auto ab um bis zum Endpunkt der Radstrecke, das war in “Sarria”, die Fahrt fortzusetzen. Diese “Abfahrt” hatte doch noch einige Stiche, an denen Miguel und auch der Gestauchte ihre Freude hatten. Zwischendrin wurde auch in Galicia die Duftmarke der “Schobers” hinterlassen. In der direkt am städtischen Jakobsweg gelegenen Bar O`Camino, feierten wir unsere knapp 750 zurückgelegten Radkilometer ausgiebigst um dann gemeinsam die verbliebenen 80 Kilometer nach Santiago de Compostela per Auto zu absolvieren.

Am Weg dorthin kamen wir auch beim Flughafen, der Autoverleihstation und dem Hotel  vorbei, wo sich unsere 2 Pilger 2015 aufhielten und Nomen est Omen wieder an jenen Punkt zurückerinnerten wo ihr Adrenalin ihren höchsten Punkt erreichte.

Es war schön ihren emotionalen Gefühlen zu lauschen, bzw. zu erleben.

Im Hotel Tryp angekommen konnten zuerst die Räder und dann alle weiteren Gepäckstücke aus dem Auto in die Zimmer verfrachtet werden. Duschen, ausruhen und dann ab in die Altstadt, wo wir ein kleines, fast leeres Restaurant für uns fanden. Nach dem üppigen Nachmittagsmahl brauchten wir an diesem Abend recht wenig um satt zu sein. Recht früh war auch dann der Abend zu Ende.

 

Freitag 15.9.2017 Santiago de Compostela

Heute ist auch für uns Touristentag in der Altstadt. Das dachten sich aber unisono tausende Leute denn es wimmelte überall von erleuchteten, beglückten (so wie unsereins) und stolzen Pilgern. Darunter auch jene Pilger die auch bereits nach 100 Wanderkilometern ihr Diplom ausfassen dürfen….

Wir trafen uns zu unterschiedlichen Zeiten in der Altstadt, denn jeder hatte an diesem Vormittag sein eigenes zu bewerkstelligen. “Ulli” ging u.a. im Lauf des Tages vom Hotel zu Fuß in die Altstadt und brach sich dabei fast die Knochen da er einer Mädchengruppe ausweichen wollte und dabei auf einen losen Mauerstein trat und einen halben Meter “abstürzte”. Weniger der Schmerz war es der ihn plagte, sondern eher der Kniefall vor den Mädchen die sofort ihre Hilfe anboten einen “alten” Mann aufzuheben. Er wusste dann nicht gleich welchen Schmerz er nun den Vorrang geben sollte….

In einer Bar, etwas vom allgemeinen Trubel entfernt, trafen wir uns dann noch alle miteinander um im in einer ausgekundschaftete Vinothek guten Wein als Geschenk bzw. für einem selbst, einzukaufen.

Abends dann noch einmal in die Altstadt ins “Restaurante Sixto” wohin uns die Köchin und Mutter des Besitzers brachte (gutes Marketing die Alte). Drinnen stellten wir fest, dass dieses Restaurant sogar vom königlichen Paar besucht wurde

und auch die servierten Speisen vom edelsten waren. Der Besitzer zeigte uns voller Stolz die damaligen Presseberichte vom Besuch des Königs.

 

Samstag 16.9.2018 Heimreise

 

Jeder Traum hat einmal sein Ende so auch unserer. Ausser “DON”, der erst am Sonntag abreiste, rüsteten wir uns zur Abfahrt. Bedeutete auch Räder zusammenbauen und den “G´stauchten” der schon einen Vormittagsflug hatte, zum Flughafen zu bringen. Das erledigten “DON” und “Ulli” die bei der Rückfahrt zum Hotel noch einen Abstecher zum Decathlon wo “DON” noch etwas für sein Enkerl Alba (dtsch. Sonnenaufgang) einkaufte.

Im Hotel dann die große Verabschiedung vom “Herdenführer” der nach unserer Abreise sich einmal so richtig ausschlafen konnte.

Wir drei, also vor allem “Wolle” der unterschrieb, mussten dann noch den Leihwagen am Flughafen abgeben wobei die Kontrolle des Fahrzeuges besonders penibel durchgeführt wurde. Prompt wurden Schürfspuren an den Außenspiegeln festgestellt die aber keinesfalls von den Alpenziegen stammen können denn, Alpenziegen bewegen sich in der schönen weiten Welt immer elegant und weichen jedem Hindernis natürlich geschicktest aus.

 

So war auch unsere Alpenziegentour 2017 ein tolles Erlebnis und bitte lieber Antonio sei nicht traurig die halbvolle Obstkiste konnten wir dann doch nicht ins Flugzeug mitnehmen und haben sie am Flughafen “deponiert”.........